Lichttext September 2013
Algen essen
Nori-Blätter umwickeln Sushi-Rollen, Chlorella-Pulver wird eine entgiftende Wirkung nachgesagt und mit Agar-Agar lassen sich Süßspeisen auf rein pflanzliche Weise andicken. Soweit sind Algen bei uns als Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel bekannt.
In Ostasien geht das Wissen um die Verwendung der Meerespflanzen aber noch weiter. Dort stehen Braun- und Rotalgen seit Jahrtausenden auf dem Speiseplan. Roh, getrocknet, gekocht, frittiert, eingelegt – man muss nur wissen, wie sie verwendet werden, dann sind von Suppen über Salate bis zur Gemüse-Beilage viele Kreationen möglich.
Mitterweile experimentieren Hobby- und sogar Sterneköche weltweit mit Wakame, Kombu und Co. Im Internet Rezepte zu finden, ist nicht schwer. Trotzdem ziehen Algen – als bedeutende Vitamin- und Mineralstoff-Lieferanten – nur sehr langsam in deutsche Küchen ein. Für die meisten Menschen sind sie nach wie vor exotisch, ein Nischenprodukt. Doch durch den Trend, sich fleisch- und fischärmer zu ernähren, gewinnen sie als Alternative an Bedeutung.
Achten sollte man beim Verzehr von Algen allerdings auf ihren unterschiedlich hohen Jodgehalt. Da wir in Deutschland vergleichsweise wenig Jod zu uns nehmen, können unsere Schilddrüsen auf eine ungewohnt hohe Jodzufuhr mit Fehlfunktionen reagieren. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lautet, eine tägliche Aufnahme von 200 Mikrogramm des Spurenelements nicht zu überschreiten.
Wer sich durch die Welt der Algen-Gerichte probieren möchte, findet die Zutaten vor allem in Asia- und Naturkostläden. Viele mit Algen versetzte Produkte wie Tofu, Reiscracker oder Meersalz stehen auch im Supermarkt und sogar im Discounter. Internet-Shops eignen sich für den gezielten Einkauf und zum Aufspüren von Spezialitäten, sie bieten mehr Algenprodukte an, als man sich als „Algenanfänger“ im ersten Moment vorstellen kann.
Oder kannten Sie schon Meeresbouillon mit Meeresspaghetti, Wakame und Kombu (bei Eichenhain), bretonischen Senf mit Algen (bei La Bretonelle) oder süße Algen-Frucht-Riegel (bei Feine Algen und Algenprodukte)?
Direkt beim Hersteller lassen sich folgende Spezialartikel ordern:
- Wellness-Tee Oceanwell mit Blättern der Laminaria-Alge (bei OceanBasis)
- Speiseöl Omega Blue mit Algenöl (bei Bio Planète)
- Seealgensalat Wakame (bei Gosch Sylt, Foto oben)
- Erfrischungsgetränk Spiruli mit Spirulina platensis und Lithothamnium calcareum, jodfrei (bei Erfrischungswerk, Foto unten)
Eine Sonderstellung nehmen wohl die Algenprodukte von Remi Böttcher aus der Lüneburger Heide ein. Der ehemalige Handwerker entwickelte vor Jahren als Weltneuheit die Algenwurst und ließ sie sich patentieren. Heute vertreibt er ein ganzes Algensortiment, das von fleischfreien Algen-Currywürsten über Algenfrikadellen bis hin zu Algenbrot und Algenkeksen reicht. Macht das nicht neugierig?
Text: Petra Nickisch, September 2013
Fotos: Gosch Sylt, Erfrischungswerk
Algen-Energie
Mehrere zehntausend Algenarten sind bislang bekannt, nur ein Bruchteil von ihnen ist gut erforscht und wird vom Menschen genutzt. Dabei ist das Potenzial der vielseitigen Pflanzen riesig. Ihre Vorzüge gehen weit über ihren Einsatz als Lebensmittel hinaus. Algen finden bereits in Kosmetikprodukten Verwendung, als Heilpflanzen in der Traditionellen Chinesischen Medizin, als Dünger für Felder und Biogärten oder als Alginat-Abformmaterial in der Zahnmedizin. Auch in die Entwicklung von Algenkraftstoffen wird längst investiert. Makro- wie Mikroalgen gelten als die Energiepflanzen von morgen.