Lichttext Februar 2016

Lichttext Februar 2016

Aus Bienensicht

Sie gehören zu unseren wichtigsten Nutztieren. Fleißig bestäuben sie in den warmen Monaten zahlreiche Pflanzen und sorgen so dafür, dass uns Obst und Gemüse nie ausgehen. Ein kostenloser Service. Und Honig gibt’s noch obendrauf. Doch wer sagt mal danke?

Ganz im Gegenteil: Manche Menschen laufen sogar schreiend weg, wenn sie Bienen nur zu Gesicht bekommen. Regelmäßig setzen wir ihren kleinen Körpern mit Pestiziden zu. Monokulturen, eingeschleppte Schädlinge und Überzüchtung geben ihnen den Rest. Darum schwächeln die Bienen schon länger. Noch schlimmer: Bienensterben ist nicht nur ein Wort, das jeder schon mal irgendwo aufgeschnappt hat, es ist weltweit Realität! Und wir lassen es – meist untätig – geschehen.

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Wie wäre es, wenn man die Tiere direkt fragen könnte, was sie von all dem halten? Wie sie ihr Dasein empfinden? Ob sie Lösungen vorschlagen? Die Tierkommunikatorin Tatjana Adams hat das getan und mit Die Weisheit der Bienen – Wie Honigbienen uns und die Welt sehen gerade ihr zweites Buch veröffentlicht. In ihm kommen Arbeitsbienen, Flugbienen, Drohnen und eine Königin zu Wort. Ganz persönlich berichten sie von ihren unterschiedlichen Aufgaben im Stock, wie sie die Brut pflegen oder das Einflugloch beschützen. So ist der Leser schon nach kurzer Zeit tief eingetaucht in die Welt der Bienen.

Er kann gut nachvollziehen, wie sehr sich die Tiere für das Leben an sich und für ihr perfekt geregeltes Leben in der Bienen-Gemeinschaft begeistern. Bienen genießen den Moment. Sie fühlen sich in ihren Körpern wohl, lieben das Fliegen und sind „jeden Tag glücklich, auf dieser Welt zu sein“.

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Doch die Bienen empfinden auch ein schleichendes Krankheitsgefühl, das sich nicht beheben lässt. „Als wäre da eine Urkraft verschwunden.“ Sie begegnen dieser Krise, indem sie sich in allen Arbeitsschritten noch mehr anstrengen, sich bis zur Erschöpfung auspowern. Und so geschwächt noch anfälliger für Krankheitserreger werden …

„Wir wünschen uns mehr Respekt. Vor uns und vor unserem Beitrag, den wir für alle leisten“, lautet ihre simple Bitte. Die zu erfüllen, sollte uns Menschen doch nicht schwer fallen? Dann wäre es auch nur noch ein kleiner Schritt, um dem wichtigsten Rat der Bienen zu folgen: „Bedient euch nicht nur, sondern gebt auch zurück. Dann kommt wieder ins Lot, was ins Lot gehört.“

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10 Fragen an Tatjana Adams
über ihre Arbeit als Tierkommunikatorin und über Bienen und Hühner – die Hauptakteure ihrer beiden Bücher.

Wie sind Sie dazu gekommen, mit Tieren zu sprechen?
Erst war ich skeptisch, aber super neugierig. In einem Kurs habe ich die Grundlagen gelernt, dann hieß es üben, üben, üben.

Was erzählen Ihnen die Tiere Ihrer Klienten?
Es gibt viele Ebenen. Alltägliches, wo sie ihr Körbchen gern stehen hätten oder warum sie krank sind. Aber auch, welche Potenziale sie bei ihren Besitzern sehen.

Wie funktioniert das genau?
Mit dem Foto des Tieres ziehe ich mich in einen ruhigen Raum zurück. Dann konzentriere ich mich auf den Kontakt, stelle Fragen und erhalte gedanklich die Antworten – als Bilder, Wörter oder Emotionen.

Also auf intuitivem Weg?
Ja. Ich übersetze nicht etwa das „Miau“ der Katze, sondern kommuniziere telepathisch mit ihr. Das läuft übers Herz und die Hypophyse, die Hirnanhangsdrüse. Jeder kann das. Man muss es nur schulen und seiner Intuition vertrauen.

Woher wissen Sie, ob Ihre Wahrnehmung stimmt?
Die Rückmeldungen der Besitzer bestätigen es mir. Ich erfahre von ihren Tieren Dinge, die ich so gar nicht wissen kann. Oft verändert sich anschließend auch das Verhalten der Tiere.

In Ihrem 2012 erschienenen ersten Buch kommen sechs Hühner zu Wort. Warum ausgerechnet Hühner?
Es war der Wunsch der Hühner, dass sie gehört werden. Fortuna, Brunella, Frieda und die anderen lebten damals bei uns im Garten. Dort steht ihr Stall und einige Bäume, die sie vor Greifvögeln und der Sonne schützen. Inzwischen lebt von den Autorinnen leider nur noch Agnetha. Wir haben neue Hühner angeschafft. Nun sind sie eine gemischte Hühnergruppe, die mittlerweile den gesamten Garten erobert hat und dort jeden Tag fleißig werkelt.

Wie sehen die Hühner den Menschen?
Für meine Hühner bin ich eine Freundin, aber ein Huhn, das in der Massentierhaltung sitzt, sieht das anders. Sie nehmen uns Menschen eher als gierige, ignorante Wesen wahr, die sich selbst am nächsten stehen und dabei nicht mal glücklich sind. Sie sehen aber auch unser Potenzial, das – persönlich und auf das große Zusammenleben bezogen – oft ungenutzt bleibt.

Darf man jetzt noch Eier essen?
Ja klar darf man die essen. Ich esse die Eier meiner Hühner auch. Es geht mehr darum, ihre Gaben zu schätzen und nicht einfach achtlos zu konsumieren.

Wahrscheinlich ist es mit dem Honig der Bienen ähnlich?
Ja. Auch da würde ich mir mehr Dankbarkeit und Achtung für dieses wertvolle Lebensmittel wünschen. Er trägt die Kraft der Sonne und der Blüten in sich! Und ein Teelöffel Honig ist das Lebenswerk einer Biene.

Wie kann man den Bienen aus Ihrer Sicht am besten helfen?
Das ist nicht leicht zu beantworten. Sie brauchen ihre Würde und ihren Stolz zurück. Wenn jeder sie schätzt und sie weniger ausgebeutet werden, haben wir vielleicht die Chance, dass sie es schaffen können. Sie selbst sagen, es würde ihnen helfen, wenn wir uns wieder über sie freuen.

Text und Interview: Petra Nickisch, Februar 2016
Fotos: Michael Adams / Reichel Verlag


Aus Hühnersicht

Von Hühnern und Menschen – Was Hühner uns schon länger mal sagen wollten heißt das erste Buch von Tatjana Adams. In Kapiteln wie „Loslassen“, „Eier legen“ oder „Vom Körpergefühl als Huhn“ überraschen die Tiere mit ihren Ansichten. Sie sprechen über Tod und Schmerz genauso wie über die Freuden, ein Staubbad zu nehmen oder die quirligen Spatzen zu beobachten. Wer sich noch nicht viel mit Tierkommunikation beschäftigt hat, wird sehr erstaunt sein, was Hühner alles wissen und wahrnehmen.