Lichttext Dezember 2008
DJ Nartaks Weltsprache: Groove
Ein Leben zwischen Partys, Festivals, Radiosendern und Plattenfirmen – Nartaks Traum hat sich erfüllt, er ist ständig von Musik umgeben. Seit dem Start seiner musikalischen Karriere Anfang der Neunziger als DJ im Stuttgarter „The Buddha“ haben ihn Technotrance, House, Downbeat und Ambient schon an viele Orte dieser Welt geführt und aus allen Ländern hat er neue Sounds und Klänge mit in seine Heimat zurückgebracht. Doch unterdessen ist aus dem Reisenden ein Sesshafter geworden. Einer, der heute seine Vision der Grenzenlosigkeit per Musik durchs Radio schickt.
Schätzt du Momente, in denen du keine Musik hörst?
Oh ja. Stille ist die schönste Musik. Und viele Komponisten haben sie wunderbar vertont: zwischen zwei Noten ein Augenblick der Ruhe, der absoluten Stille, in der sich das ganze Universum auftut … Grundsätzlich schätze ich jeden Augenblick des Lebens, ob mit oder ohne Musik.
Welches Konzept steckt hinter deiner neuesten Compilation „Globality“?
Globality ist quasi die Quintessenz meines bisherigen Schaffens, meiner musikalischen und persönlichen Entwicklung. Globality ist ein Lebensgefühl, ein natürliches Empfinden von Integration in Respekt und Achtung. Das lebt und drückt sich aus in vielerlei Formen. Natürlich vordergründig in der Musik, die aus den verschiedensten Genres und Ursprungsländern in meine Mixe einfließt. Aber auch das beständig wiederkehrende Globality-Intro/Outro in jedem Mix ist ein wichtiges Element, verdeutlicht es doch anhand der vielen Sprachen die Vielheit in unserem Einssein.
Auf dem CD-Cover prangt sehr präsent das Kürzel GLO.
Für die optische Darstellung der GLO-Idee ist in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Andrew Fynecontry – Happy de Bana ein Logo entstanden, das einem KFZ-Länderkennzeichen nachempfunden ist und somit universell kombinierbar ist, sei es humorvoll oder zum Nachdenken und Innehalten einladend.
Warum hat es dich und deine Familie 2005 nach Lanzarote verschlagen?
Meine Frau lebt seit 11 Jahren auf der Insel. Für mich stand im Jahr 2005 eine „Große Inventur“ meines Lebens an, in der sich vieles Grundsätzliche in meinem Leben veränderte und unter anderem hervorbrachte, dass ich ganz auf die Insel übersiedelte. Lanzarote hat eine raue, recht karge Landschaft. Die Menschen sind einfach, offen und lebensbejahend. Das schafft ein Lebensgefühl, in dem ich mich sehr zuhause fühle.
Zuvor hast du dreizehn Jahre in Hamburg gelebt. Vermisst du die Stadt manchmal?
Ehrlich gesagt vermisse ich weder die Stadt noch irgendeinen besonderen Platz. Ich denke im Guten an Hamburg und habe das Leben dort sehr genossen, mit allen Vor- und auch Nachteilen. Ein Inselleben klingt immer sehr verlockend, hat aber ebenfalls schwierige Seiten, die sind nur anders gelagert. Ich habe meinen Platz gefunden und das ist etwas, was ich jedem Menschen wünsche!
Du hast dir schon viele Träume erfüllt. Was möchtest du in den nächsten Jahren verwirklichen?
Tatsächlich habe ich mit dem Leben auf Lanzarote begonnen, alle Träume in einem Ausdruck zu integrieren. Geleitet hat mich die Musik. Und das immer schon. Meine Vision, insbesondere für Globality, ist ein sich beständig entwickelndes Netzwerk von Menschen, die im gleichen Geiste leben. Wir können nicht erwarten, dass irgendjemand die Probleme der Welt für uns löst. Jeder muss und kann dafür etwas tun, ganz alltäglich. Dafür brauchen wir Achtsamkeit und Mut, auch zu unseren Schattenseiten, die wir lieber verbergen möchten, ehrlich zu stehen. Da beginnt Freiheit, wie ich sie verstehe …
Interview: Petra Nickisch, Dezember 2008
Globality CD-Tipp
Musikalisch sind auf Globality schon fast alle Grenzen gefallen. Afrikanische Klänge paaren sich mit melancholischem Tango-Dub, Country-Gitarren folgen auf Samba. Schnell versetzt das den Soundreisenden mitten ins globale Leben. Er hört Sprachfetzen und Gesänge, die ihm nicht vertraut sind. Oder sind sie es doch? Hier bellt ein Hund, rauscht das Meer, lachen Menschen, wie überall auf der Welt. Dann singt eine japanische Geisha, lockt eine Laute auf einen orientalischen Basar. Von Lied zu Lied schwingt man von einer Welt zur nächsten und möchte sie alle kennenlernen, am liebsten ganz entspannt an einer Bar am Atlantik. Wir sehen uns?
www.eternaldancer.de