Lichttext August 2013

Lichttext August 2013

Starke Wurzeln

Mit den von ihr entwickelten Spielen bringt Psychotherapeutin Sabine Lück eine neue Dimension in die Familientherapie. Ihr vielseitig einsetzbares Therapiespiel „Starke Wurzeln“ fördert die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit von Kindern und Eltern. Spielerisch entdeckt die Familie, wie sich Talente und gute Eigenschaften weitervererbt haben und stärkt so die Wurzeln des Stammbaums. Sie erfährt auch, wie schwere Zeiten das Leben der Vorfahren bestimmt haben und wie dadurch ihr heutiges Leben beeinflusst wird.

„Starke Wurzeln“ ist ein bislang einzigartiges Hilfsmittel für den Therapiealltag und gleichzeitig ein farbenprächtiges Brettspiel, das aufgeschlossene Familien zuhause auch ohne Therapeuten spielen können. Wie es dabei zugeht, erzählt Sabine Lück im Interview.
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Warum hast du „Starke Wurzeln“ entwickelt und wie bist du darauf gekommen?
Hinter diesem Spiel steht ein ganzes Therapiekonzept – der Generation-Code. Irgendwann kam ich auf die Idee, es auf einem Spielbrett umzusetzen. Zuerst wollte ich anderen damit nur das Konzept erklären, dann entdeckte ich die besondere Wirkung: ein therapeutischer, heilender Effekt, bei gleichzeitiger spielerischer Leichtigkeit. So etwas hat es bisher nicht gegeben. „Starke Wurzeln“ ist ein Medium, mit dem sowohl Diagnostik als auch Therapie gelingt.

Ist das Spiel eher für Eltern oder für Kinder gedacht?
Das Spiel wurde speziell für Familien entwickelt. Je mehr Familienmitglieder mitspielen, desto besser. Eltern und Kinder profitieren dabei. Man kann es aber genauso gut ohne Familie im Freundeskreis oder im therapeutischen Setting spielen. Schnell erhält man einen guten Überblick über die einzelnen Familienmitglieder und Vorfahren aus anderen Generationen. Ältere Familienmitglieder können ihr Wissen an die jüngeren weiterreichen. In der Familientherapie erfährt man, wen der Sohn für den heimlichen Bestimmer der Familie hält oder die Oma muss sich als Spiegel in die Enkeltochter einfühlen. In jedem Fall entsteht eine starke Verbundenheit miteinander.
Wurzeln 02

Dreht sich ein Therapiespiel nur um ernste, schwierige Themen?
Ganz und gar nicht. Es wird auch viel gelacht. Wenn die Familie raten muss, zu wem die typische Handbewegung gehört, die die kleine Tochter vormacht, wenn die Mutter mit verbundenen Augen ihren Sohn ertasten muss oder wenn beim Stille-Post-Spiel der Wunsch des Vaters nur noch bruchstückhaft am Ende der Kette ankommt. Diese Mischung aus familientherapeutischen Interventionen und beliebten Gesellschaftsspielen stärkt mit viel Gelächter die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder.

Wie finden deine eigenen Kinder dein Spiel?
Sie lieben es! Mein Sohn bevorzugt die „Spiele“ der Familientherapie, meine Tochter die Fragen, die man den anwesenden Familienmitgliedern stellen kann. Von „Bist du schon mal sitzengeblieben?“ bis „Erzähl mir von deiner ersten großen Liebe“ ist alles drin. So werden Eltern und Großeltern in ganz neuem Licht gesehen. Kinder bekommen die Gelegenheit, über sich und ihre Gefühle zu sprechen. Echte Begegnungen entstehen. Das lieben nicht nur meine Kinder.

Du setzt Psychologie ja sehr kreativ um. Hast du noch andere Spiele in petto?
Nachdem ich mit „Starke Wurzeln“ auf der Spielemesse keinen geeigneten Verlag fand, wurde mir klar, dass ich eine Marktlücke entdeckt hatte: Spiele zur Förderung von Bindungs- und Beziehungsfähigkeit. In weniger als zehn Monaten entstanden meine nächsten neun Spiele, die nun nach und nach veröffentlicht werden. Meine Glücksbohne und mein Glücksherz können schon jetzt erworben werden.
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Was ist denn eine Glücksbohne?
Die Glücksbohne ist eine Art Kuschelkissen in Form einer Bohne. Aus ihrem Bauch wächst eine Ranke, an die neun Böhnchen mit Klettverschluss angebracht werden können. Hier kann das Glück des Tages, also schöne Erlebnisse, positive Ereignisse, gesammelt werden. Am Abend kann man sich gemeinsam mit der Familie daran erfreuen und auf seinem Glück auch noch einschlafen. Dieses Spiel ermöglicht es Kindern und Erwachsenen, den Blick auf das Positive zu lenken, denn Glücklichsein kann man lernen.

Interview: Petra Nickisch, August 2013
Fotos: Glückspiele Verlag


Generation Code

Das Thema Bindungen ist eines der Spezialgebiete von Sabine Lück. Zusammen mit der Psychotherapeutin Ingrid Alexander hat sie über Jahre das Therapiekonzept Generation Code entwickelt, auf dem auch ihr Spiel „Starke Wurzeln“ basiert. Sein Grundsatz: Nur wer den kindlichen „Treuevertrag“ mit Mutter und Vater auflöst, kann sein gesamtes Potenzial entfalten. Generation-Code-Therapiesitzungen und -Seminare finden in Hamburg und im niedersächsischen Wendeburg statt.