Lichttext Februar 2013
Granny Squares
Eine Häkelnadel hielt ich zum letzten Mal als Grundschülerin in der Hand. Das Ergebnis, ein dunkelblauer Topflappen mit einer Umrandung aus weißen Mausezähnchen, war schief und krumm. Mehr als eine drei kann es unmöglich dafür gegeben haben. Aber welche Motivation sollte ein Kind auch haben, ausgerechnet einen Topflappen zu häkeln? Heute werden meine Handarbeiten zum Glück nicht mehr benotet. Ich kann es also wieder wagen. Einfach nur so zum Spaß!
Meine ersten Werke nach jahrzehntelanger Häkelabstinenz waren letztens eine winzige Mütze und ein Schal für zwei „Littlest Pet Shop“-Tiere. Die kleinen Dinger waren natürlich ruckzuck fertig und gerade dieser schnelle Erfolg hat meine Lust aufs Häkeln neu geweckt. Ich begab mich also ins Internet und war mal wieder überrascht, welche Fülle an detaillierten Anleitungen, kreativen Ideen und nie gehörten Begriffen mich erwartete.
Schnell blieb ich bei den Granny Squares, den „Oma Quadraten“ hängen, die zusammengenäht eine knallbunte Decke, einen Poncho oder gar eine Handtasche ergeben. Statt weiter Youtube-Videos oder Beschreibungen in Blogs zu konsultieren, hielt ich es aber ganz klassisch. Ich kaufte ein Häkelbuch, günstige Wolle zum Üben und fuhr zu meiner Mutter. Mit ihrer Hilfe stellten Anweisungen wie „das 1. Stb der Rd durch 3 Lm ers“ bald keine diffusen Abkürzungen mehr für mich dar, und schon auf der Rückfahrt im Zug häkelte ich wie selbstverständlich eine Doppelstäbchen-Noppe nach der anderen. Mit echter Freude! Es werden nicht die letzten gewesen sein.
Text und Foto: Petra Nickisch, Februar 2013
Guerilla Knitting
Mit ihren Strickkünsten verschönern Frauen in aller Welt ihre Stadt. Denkmäler bekommen Handschuhe verpasst, Telefonzellen erhalten einen kunterbunten Mantel,
Laternenpfähle und Baumstämme tragen nach der Strickaktion plötzlich geringelte Leggins. Guerilla oder Urban Knitting nennt sich diese Straßenkunst, an der wohl kaum jemand ohne ein Lächeln vorbeigehen kann.