Lichttext Juli 2012

Lichttext Juli 2012

Elbvertiefung

Dreizehn Klagen gegen die geplante Elbvertiefung muss das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig seit diesem Monat bearbeiten. Während die Hamburger Hafenwirtschaft schon seit Jahren die bereits neunte Fahrrinnenvertiefung zwischen Hamburg und Cuxhaven herbeisehnt, um in Zukunft auch Containerschiffe mit bis zu 14,5 Metern Tiefgang abfertigen zu können, sind viele Privatpersonen, Verbände und selbst die Stadt Cuxhaven dagegen.

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Zu den Klägern gehört auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU). In einem 12-Minuten-Film erklärt sein Landesverband Hamburg auf NABU-TV, warum das Elbe-Ästuar (Ästuar = eine trichterförmige Flussmündung) so schützenswert ist. „Das Elbe-Ästuar ist ein einzigartiger Lebensraum in Europa“, sagt Hans Ewers, Vorstand vom NABU Schleswig-Holstein, im Film. „Es ist durch die vergangenen Elbvertiefungen, insbesondere durch die Elbvertiefung ’99, so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es seine eigentlichen Funktionen nur noch begrenzt ausüben kann.“

Der Naturschützer befürchtet, dass die aktuell geplante Elbvertiefung den Rest an Flusseigenschaft vernichten und die Elbe zu einem einfachen, geraden, kanalartigen System machen würde. Ewers‘ Kollege Thomas Behrends von der Landesstelle Wasser weist auf einen drohenden Artenverlust hin: „Der Schierlings-Wasserfenchel wächst weltweit nur hier und ist sehr stark vom Aussterben bedroht.“

Tideelbe02 Wasserfenchel

Im Internetvideo „Schutz der ‚Lebendigen Tideelbe‘ – Gegen die geplante Elbvertiefung“ kommt auch der NABU-Hamburg-Vorsitzende Alexander Porschke zu Wort. Er erklärt: „Wir können etwas dafür tun, dass die Elbe nicht kaputt gemacht wird, sondern dass sie wieder zu einem lebendigen Tide-Ästuar entwickelt wird. Und dass ist nicht nur der Wunsch von den Naturschützern, sondern das ist eine Verpflichtung, die Deutschland und andere Staaten im Rahmen der Europäischen Union abgegeben haben.“

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Porschke erkennt zwar die Bedürfnisse der Hafenwirtschaft an, stellt aber das öffentliche Interesse in den Vordergrund. Seiner Meinung nach könnte es von einer norddeutschen Hafenkooperation befriedigt werden, in der die Häfen von Hamburg, von Bremen und der neue JadeWeserPort in Wilhelmshaven, der bereits für Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 16 Metern ausgerichtet ist, zusammenarbeiten.

Mit einem Beispiel aus Belgien macht er abschließend Hoffnung. „Wirtschaft- und Naturschutz-Interessen lassen sich durchaus auch angemessen ausbalancieren. In Antwerpen hat man das vorgemacht, da sind jetzt Wirtschaft und Naturschutz gemeinsam daran interessiert, einen günstigen Erhaltungszustand des Schelde-Ästuars zu erreichen. Und solch einen Zustand brauchen wir auch für Hamburg. Das ist nicht ausgeschlossen, das geht, aber man muss es wirklich wollen.“

Text: Petra Nickisch, Juli 2012
Fotos: Petra Nickisch, NABU


Lebendige Tideelbe

Die Umweltverbände NABU und BUND haben zusammen mit der Naturschutzorganisation WWF die Aktionsgemeinschaft Lebendige Tideelbe gegründet. Auf ihrer gemeinsamen Webseite informieren sie knapp aber gründlich genug über den bedrohten Lebensraum Tideelbe und die „Kostenfalle Elbvertiefung“ und führen viele themenrelevante Links auf. Ihr Flyer, der gleich von der Startseite heruntergeladen werden kann, fasst auf zwei DIN-A4-Seiten noch einmal alle Fakten zusammen.