Lichttext Januar 2021
Laufrad für Erwachsene
Weil er keine Lust auf einen Rollator hatte, erfand Albrecht Schnitzer, 85, einfach das Laufrad für Erwachsene: Nach kleinen Stürzen fühlte sich der Senior auf seinem alten Fahrrad nicht mehr sicher, darum ließ er in einer Werkstatt die Pedale und Kette abmontieren. Bei seinen ersten „Spaziergängen“ mit dem selbst kreierten Laufrad durchs Hamburger Schanzenviertel musste er sich einige Sprüche anhören. Ein Passant rief ihm zu: „Kaputt oder soll so?“ „Soll so!“ antwortete Schnitzer knapp – und der Name für sein Laufrad war geboren.
Zusammen mit seinem Sohn Heinrich dachte Albrecht Schnitzer die Idee weiter und entwickelte den ersten Sollso-Prototyp – eine moderne Draisine. Rahmen und Gabel sollten aus leichtem Carbon sein, damit man das Laufrad auch eine U-Bahn-Treppe hinunter tragen kann. Bremsen waren natürlich wichtig, aber auf eine Klingel und Licht verzichten die Tüftler bewusst, um andere Fußgänger nicht zu irritieren. Gemäß der Straßenverkehrsordnung darf ein Laufrad nämlich nicht auf der Straße, sondern nur auf dem Gehweg benutzt werden.
Doch auch wenn Albrecht Schnitzer gern mal eine kurze Strecke mit dem Sollso saust, auf Schnelligkeit kommt es ihm nicht an. Seine „alternative Gehhilfe“ gibt ihm Halt und erlaubt ihm, in Bewegung zu bleiben. Für seine Altersgenossen mag ein Umsteigen aufs Laufrad vielleicht noch ein bisschen Mut und Umdenken erfordern. Doch warum sollte dieser Spaß nur den Kindern vergönnt sein?
Text: Petra Nickisch-Kohnke, Januar 2021
Foto: Olaf Tamm / Sollso Laufrad UG
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Das Sollso-Laufrad gibt es zurzeit in sechs Farben zum Einführungspreis von 680 Euro. Es wiegt nur 4,5 Kilogramm und kann im Sollso-Firmensitz in Moorrege ausprobiert werden.