Lichttext Juli 2017
The Kelpies
Wie fühlt es sich an, unter einem 30 Meter hohen Pferdekopf zu stehen? In seine Nüstern zu blicken, die stählernen Muskeln zu berühren, die kantige Mähne zu inspizieren? Wir wollten es wissen und machten einen Ausflug ins schottische Falkirk – zur größten Pferdeskulptur der Welt von Bildhauer Andy Scott.
Fotos von den edlen Köpfen der Kelpies waren uns schon in diversen Flyern und Führern ins Auge gesprungen. Tagsüber glitzerten die Stahltiere in der Sonne, nachts leuchteten sie mal von innen heraus, mal von außen angestrahlt in allen möglichen Farben. Dazu spiegelte sich ihr Antlitz noch im Forth & Clyde Kanal, der unter ihren Blicken durch den Landschaftspark The Helix fließt.
Wie zwei überdimensionale Schachfiguren wirken Sie auf manchen Bildern. Eine mit erhobenem, aufgebäumtem Haupt, die andere mit fast gesenktem Blick, den Kopf geradeaus gerichtet. Mit Schach haben die Kelpies aber nichts zu tun. Der Künstler hat sie den wahren Arbeitspferden nachempfunden, die früher in dieser Region ihren Dienst taten. Eine mystische Bedeutung haben die Kelpies zudem. Unter diesem Begriff kennen die Schotten sonst Wassergeister, die in Flüssen den Menschen auflauern, um sie in die Tiefe zu ziehen.
Nun, diese Sorge teilen wir nicht, als wir endlich live um sie herum spazieren. Jeder Schritt eröffnet uns eine neue beeindruckende Perspektive. Trotz Massen aus Stahl (300 Tonnen soll jeder Pferdekopf wiegen, über 990 Stahlplatten wurden verbaut) fühlen sich die Kelpies irgendwie lebendig an. Majestätisch. Kraftvoll. Zum Niederknien. Wir mögen uns kaum trennen. Das Erleben der Kelpies ist mit dem Anschauen eines Bildes nicht zu vergleichen.
Text und Fotos: Petra Nickisch-Kohnke, Juli 2017
Falkirk Wheel
Wir begegnen den Kelpies noch ein weiteres Mal. Am Falkirk Wheel, dem größten rotierenden Schiffshebewerk der Welt, stehen sie im Kleinformat – und überragen uns immer noch fast um Leibesgröße.