Lichttext Juli 2013
MuCEM Marseille
Als Europäische Kulturhauptstadt 2013 hat sich Marseille fein herausgeputzt. Das neue Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraums (MuCEM) hat sein filigranes Cape umgelegt, am Vieux Port, dem Alten Hafen, spiegeln sich Boote und Fußgänger im blanken Pavillondach des Stararchitekten Norman Foster. Aus den vielen Seifenshops im Zentrum duftet es wunderbar nach Zitronenverbene und Lavendel. So zieht sie gerade alle Blicke auf sich, die einst so verschriene Mittelmeerschönheit.
Frankreich-Fans, die jahrelang einen großen Bogen um die zweitgrößte Stadt des Landes gemacht haben, aus Angst vor Autoklau und Gewalt, sollten durchaus einen neuen Versuch wagen. Allein das MuCEM (Abkürzung für musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée) lohnt die Reise in den Süden. Spektakulärer noch als die Ausstellung ist der Museumsbau, ein Quader aus Glas, der vor der Sonne durch eine kunstvolle Betonhülle geschützt wird.
Architekt Rudy Ricciotti verlangte, dass das Gebäude auch für die nicht zahlende Öffentlichkeit zugänglich sei und setzte sich durch. Über einen Steg, der vom Fort Saint Jean über das glitzernde Wasser auf die Dachterrasse des Museums führt, kann jeder den auffälligen Bau erreichen, im Freien auf einer der Liegen verweilen oder sich im Café mit einem kühlen Getränk erfrischen. Auch hinab bis ins Erdgeschoss und auf die Promenade kommen alle Spaziergänger. Die Ausstellungsräume jedoch darf nur betreten, wer seinen aktuellen, an der Kasse erworbenen MuCEM-Aufkleber vorzeigt.
Ein zweiter frei zugänglicher Steg führt von der Saint-Jean-Festung, die weitere Ausstellungsräume und immer wieder herrliche Ausblicke bietet, ins Quartier du Panier. Das ehemalige Korbmacherviertel bildet den ursprünglichen Kern von Marseille. In seinen kleinen Gassen taucht man in alte Zeiten ab, bis einen die vorbeirollende Touristenbahn wieder in die Gegenwart zurückholt: in eine modernisierte Kulturhauptstadt 2013, die 2016 auch Fußball-EM-Stadt sein wird.
Text: Petra Nickisch, Juli 2013
Fotos: Petra Nickisch, Boris Kohnke
Kaschau
Neben Marseille ist Košice, auf Deutsch Kaschau, in diesem Jahr die zweite Kulturhauptstadt Europas. Die zweitgrößte Stadt der Slowakei ist von Hamburg gut 1.100 Kilometer entfernt, rund 350 Kilometer weniger als Marseille. Auf den deutschen Seiten von Visit Kosice findet man empfehlenswerte Veranstaltungen, Lokale und Hotels. 2014 werden Marseille und Kaschau von Umeå in Schweden und Riga in Lettland als Kulturhauptstädte abgelöst.