Lichttext April 2015
Streetfood
Die Neugier treibt mich hin. Ich gebs zu. Alle sprechen von Foodtrucks und Streetfood und ich will auch endlich mal dabei sein. Zumal Hamburg ja ein ziemlicher Nachzügler ist, was diesen Trend angeht. Die Städte New York, London, Berlin, sogar Nürnberg bewegen ja schon längst die Massen, wenn es um hochwertiges Fastfood geht. Junge, meist lokale Köche verarbeiten regionale Produkte, gern in Bio-Qualität, und verkaufen sie aus ihrem Stand oder ihrem Imbisswagen heraus direkt auf die Hand.
Nicht so richtig neu, aber gerade hip. Weil die Trucks stylish oder witzig aussehen, weil die sozialen Medien einen großen Anteil an der Verbreitung der Events haben und weil sich die Caterer wirklich mit der Qualität ihrer Lebensmittel auseinandersetzen und nicht nur irgendwelche Sattmacher über den Tresen schieben wollen. Viele ihrer Kunden scheinen das tatsächlich wahrzunehmen. Sie unterhalten sich über das Straßenessen, genießen es bewusster. Oder haben einfach nur Spaß am Durchprobieren und am Schnacken und Snacken in Gesellschaft. Denn ein Streetfood Market ist auch ein Ort der Begegnung. Er dient der Kommunikation, wie der Kochbuchautor und Foodblogger Stevan Paul in einem interessanten Spiegel-Interview beschreibt.
Vor der Fischauktionshalle in Hamburg duftet es am 11. März 2015 nach rauchender Holzkohle und heißem Speiseöl. Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn des Steetfood Thursdays um 17 Uhr lungern Neugierige wie ich erwartungsvoll um die rund 15 Trucks herum, die neben der Halle den Outdoor-Bereich bilden. Ich bin von den Landungsbrücken mit der Fähre 62 gekommen, nur eine Station, aber eine grandiose Einstimmung auf einen netten Feierabend an der Elbe.
Ausnahmsweise an einem Mittwoch hat die Veranstaltung von Streetfood Hamburg ihre neue, feste Location in und an der Fischauktionshalle bezogen. Draußen stecken die Kiezküche, der Lokal1Food.Club, die Burristas und alle anderen noch in den Vorbereitungen. Sie braten, rühren, bestreichen, während sich der kleine Platz zusehends füllt und sich – für mich völlig unerwartet – auch vor dem Eingang der Halle (Eintritt 2 Euro) schnell eine Schlange bildet. Junge Männer mit Vollbärten machen Smartphone-Fotos, TV-Filmteams suchen die besten Kamerapositionen, verabredete Freundinnen fallen sich in die Arme. Überall herrscht aufgeregte Jahrmarkt-Stimmung, dabei warten doch nur ein paar Meat-Sandwiches und Bio-Pfannkuchen auf ihre Verspeisung.
Kaum beginnt der Verkauf, entstehen auch schon Schlangen vorm The Big Balmy-Wagen, vor Foodpecker und El Buritaco. Mein Freund ist angekommen und bevor hier vor Überfüllung bald gar nichts mehr geht, holen wir uns schnell einen Burger und Süßkartoffel-Fritten (Foto ganz oben) bei Vincent Vegan, bezahlen dafür 10 Euro und ziehen uns Richtung Elbe zurück. Schmatzige, selbst gemachte Knoblauch-Kurkuma-Soße klebt bald an allen Fingern und selbstverständlich auch an meiner Jacke. Der vegane Burger füllt unsere Backen und hinterlässt ein zufriedenes Grinsen.
Jetzt noch mal irgendwo anstellen? Der Zulauf ebbt einfach nicht ab, keine der Schlangen wird kürzer. Also luschern wir nur noch durchs Fenster ins Innere der Fischauktionshalle. Ein ziemliches Gedrängel herrscht hier um Hot Dogs, Crêpes, Cupcakes, Currys und Wein. So appetitlich es hier auch ausschaut, uns ist es einfach zu voll.
Für den nächsten Streetfood Thursday im April haben die Veranstalter deshalb vorgesorgt. Am Donnerstag, 09.04.15, 17– 22 Uhr, soll nicht nur ein Teil, sondern gleich die ganze Fischauktionshalle genutzt werden und weitere Eingänge werden für die Besucher offen stehen.
Ab Mai dehnt sich der Streetfood-Trend dann noch weiter über die Stadt aus. Zum Hafengeburtstag vom 8. bis 10.05.15 ist ein Food Truck Festival auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli geplant. An gleicher Stelle startet am 14.05.15 die erste Street Food Session – St. Pauli Straßenmampf. Bis Oktober finden Foodtruck-Fans hier fast jeden Donnerstag von 17–23 Uhr eine zusätzliche Heimat. Über den Sommer ist die Neugierigen-Versorgung mit Burritos und Bio-Currywurst also gesichert.
Text: Petra Nickisch, April 2015
Fotos: Petra Nickisch, Boris Kohnke
Film & TV
Kosmetikerin, Physiotherapeutin, Diplom-Wirtschaftsingenieur – diese Berufe haben einige der Streetfood-Köche ursprünglich erlernt. Das erfahren wir im RTL-Nord-Beitrag zum Steetfood Thursday am 11.03.15 in Hamburg. Der Job eignet sich also auch für Quereinsteiger.
Im US-Kinofilm Kiss the Cook – So schmeckt das Leben dagegen geht es um einen Starkoch aus Los Angeles, der seine Kreativität lieber „on the road“ in einem Foodtruck auslebt. Die kulinarische Komödie (Originaltitel „Chef“, mit Dustin Hoffman und Scarlett Johansson) startet am 28.05.15 in deutschen Kinos.