Lichttext Mai 2018

Lichttext Mai 2018

Tulpenblüte

„Wir fahren zur Farbtherapie nach Holland“, meinte ich vorher noch im Spaß zu meinem Mann. Ich hatte so meine Vorstellung, aber genau wusste ich ja nicht, was uns erwartet. Als der Tagesabreißkalender auf meinem Schreibtisch am 11. März ein traumhaftes Bild bunt blühender Tulpenfelder zeigte, wollte ich da einfach nur hin. Die Landschaft selbst erleben. Diese schöne Blumenpracht sehen, fühlen, riechen.

Tulpen_Holland_01

Doch zuerst musste ich recherchieren. Wann und wo blühen die Tulpen überhaupt? Ich fand heraus, dass es den Bollenstreek gibt, die niederländische Blumenzwiebel-Region, ungefähr im Dreieck zwischen Haarlem, Noordwijk und Leiden. Dorthin sollte unsere Reise gehen. Zeitpunkt: über den freien 1. Mai, denn laut Internet hätten wir die besten Chancen auf blühende Tulpenfelder von Mitte April bis Anfang/Mitte Mai.

Tulpen_Holland_02

Wir mieteten eine Ferienwohnung in Noordwijkerhout, nicht weit vom Nordseestrand und ebenso nah zum Blumendorf Lisse, das im Bollenstreek-Zentrum liegt und mit dem Museum De Zwarte Tulp (Die schwarze Tulpe) einen guten Einstieg in die Geschichte der Blumenzwiebelkultur bietet. Direkt im Museum befindet sich auch die Tourist-Info. Und wer es bis in dieses Gebäude geschafft hat, ist bereits unweigerlich an vielen üppig blühenden Tulpen vorbeigekommen.

Tulpen_Holland_03

Nicht nur die Anfahrt, praktisch jeder Weg in dieser Region führt früher oder später an einem Tulpenfeld entlang. Oft kann man einfach am Straßenrand parken und mit dem Fotoapparat in der Hand zum Feldrand hüpfen. Diese Fülle! In satten Farben leuchteten und winkten uns die Blütenköpfe entgegen. Man könnte meinen, die Menschen um uns herum sahen zum ersten Mal eine Tulpe, so aufgekratzt waren alle – wir eingeschlossen. Kaum ein Feld, an dem niemand stand, um die herrlichen Blumen zu genießen. Die Aufforderung auf den grünen Schildern, „Please do not enter the flower fields“, respektierten zum Glück auch fast alle Touristen. Die Bauern wollen schließlich nicht, dass ihre Pflanzen zertrampelt werden oder dass sich Krankheiten im Feld verbreiten.

Tulpen_Holland_04

Diejenigen, die das Finden von Tulpenfeldern nicht wie wir dem Zufall überlassen möchten, können unter anderem der 15 km langen Fahrradstrecke Flower Tour folgen. In der Tourist-Info Lisse liegt für 5 Euro ein deutsches Prospekt aus, das den Weg beschreibt und über die 14 besonderen Streckenstopps von der Engelbewaarderskerk bis zum Bauernhof De Tulperij informiert. Zur Tour kann auch ein kostenloser Audioguide aufs Handy geladen werden. Fahrräder leiht man zum Beispiel am Keukenhof.

Tulpen_Holland_05

Der Keukenhof – überhaupt die wichtigste Anlaufstelle für alle Tulpen-Fans! Seit 68 Jahren begeistert der Frühlingspark jedes Jahr für rund acht Wochen seine Besucher. Und die kommen in Massen, aus aller Welt. Schließlich wollen gut 500 Sorten blühende Tulpen bewundert werden. Insgesamt waren täglich vom 22. März bis 13. Mai 2018 mehr als sieben Millionen Tulpen, Hyazinthen und Krokusse zu sehen. Eine rummelige Angelegenheit. Es empfiehlt sich, gleich morgens um 8 Uhr zu kommen, dann sind noch ein paar ruhige Momente mit den Blumen garantiert.

Tulpen_Holland_06

Anfang Mai waren viele Felder in der Region schon abgeerntet, besser gesagt mit der Maschine geköpft. Die Pflanzen sollen ihre ganze Energie in die Bildung kräftiger Zwiebeln stecken, die dann im Juni aus dem Boden geholt, gesäubert, getrocknet und verkauft werden. Vor Ort oder im Internet kann jeder die Tulpenzwiebeln nach seinem Geschmack vorbestellen. Außergewöhnliche mit ausgefransten Blütenblättern, lilienförmige, gefüllte oder ganz klassische Tulpen. Im Herbst werden sie dann ausgeliefert, damit sie vorm Winter in den heimischen Garten gepflanzt werden können. Wer kann’s mir verdenken? Natürlich auch bei uns …

Text: Petra Nickisch-Kohnke, Mai 2018
Fotos: Boris Kohnke


Flevoland

Die zweite große Tulpenregion der Niederlande liegt in der Provinz Flevoland. Wie im Bollenstreek erwarten die Besucher auch hier Tulpenrouten, Blumenfestivals und sogar ein Tulpen-Pflückgarten. Für diese Saison ist es nun zu spät, aber der nächste Frühling kommt bestimmt.