Lichttext Mai 2015
Wollgras-Gedichte
Was ein Spaziergang im Moor so anrichten kann. Kreativitätsschübe! War es der weite Blick über die Landschaft im Quickborner Himmelmoor, der Genuss des ersten frühsommerlichen Ausflugs oder die zauberhaften Graspuschel? Egal, irgendetwas hat mich berührt und nur zwei Tage später dazu getrieben, Gedichte über Moor und Wollgräser zu verfassen.
Im Himmelmoor jauchzt ein Fotograf,
wie außergewöhnlich das Wollgras blüh’n darf.
Nicht edel wie die Rose,
nicht fein wie die Mimose,
sondern kuschelig weich wie ein Schaf.
Ein Limerick, genau. Doch kaum, dass ich ihn fertig hatte, bin ich im Internet darüber gestolpert, dass die plüschigen Wollgrasschöpfe nicht – wie häufig angenommen – die Wollgrasblüten, sondern schon ihre Früchte sind. Inhaltlich ist dieser Vers also nicht ganz korrekt. Ein Ersatz-Gedicht musste her. Ich testete die Form eines Elfchens, das aus elf Wörtern (1-2-3-4-1) in fünf Zeilen besteht.
Himmelmoor
Wippendes Wollgras
Teiche neben Torf
Auf weichen Wegen schreiten
Erdung
Nun war ich so richtig in Fahrt und wollte mich auch noch an einem Haiku versuchen. Drei Zeilen zu jeweils 5-7-5 Silben. Erhöhter Schwierigkeitsgrad, wie sich schnell herausstellen sollte.
Mooriges Blühen.
Puschelköpfe im Westwind
ersehnen das Licht.
Zugegeben, Gedichte waren noch nie meine große Leidenschaft. Vielleicht hat es mir gerade deshalb so viel Spaß gemacht, ein paar Stunden mit den Wörtern zu spielen und mit Limerick, Elfchen und Haiku etwas für mich Neues auszuprobieren. Moor macht Mut!
Text: Petra Nickisch, Mai 2015
Fotos: Petra Nickisch, Boris Kohnke
Himmelmoor
Das Himmelmoor heißt Besucher jederzeit willkommen. Mehrere Rundwege führen über das Gelände. Aus Quickborn kommend, eignet sich der Einstieg über die Himmelmoorchaussee. Der Förderverein Himmelmoor hat eine ausführliche Beschreibung der Wanderwege auf seiner Webseite veröffentlicht.